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Memorandum über intergenerationelles Lernen3

Radu Szekely

Einführung

Lebenslanges Lernen, berufliche Aus- und Weiterbildung, aktives Altern, Solidarität zwischen den Generationen, Nachhaltigkeit – dies alles sind Begriffe, die während des vergangenen Jahrzehnts grundlegend waren für die Ausgestaltung einer Wachstumsstrategie für die Europäische Union. Sie gelten zudem im erweiterten, globalen Kontext als Einflussgrößen für soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung. Der Terminus Generationenübergreifendes Lernen hingegen fand erst vor kurzer Zeit Eingang in diese Diskussion und die Vorstellungen darüber, was unter diesem Begriff tatsächlich zu fassen ist, sind bisher eher unscharf.

Unter den Beteiligten herrscht jedoch allgemeine Übereinstimmung darüber, dass generationenübergreifendes Lernen angesichts der derzeit verfügbaren, knapp bemessenen Bildungsmittel in den EU-Mitgliedsstaaten eine Lösung für etliche Herausforderungen darstellen könnte, denen wir uns in der heutigen Zeit gegenübergestellt sehen.

Das bisweilen ungenutzte Potenzial, welches Personen verschiedenster Altersgruppen und mit unterschiedlichen Lebensverläufen durch ihre übertragbaren Fertigkeiten und Kenntnisse haben, sowie deren Bereitschaft, diese im Rahmen entgeltlicher oder freiwilliger Aktionen mit anderen zu teilen, könnte die Entwicklung eines Bildungsmodells ermöglichen, im Rahmen dessen die Teilnehmenden sowohl arbeits- als auch lebenspraktische Fertigkeiten auszutauschen können. Um so etwas europaweit zu verwirklichen, bedarf es kohärenter politischer Maßnahmen.

Am 11. April 1996 erklärte ein ehemaliger Präsident der Europäischen Kommission der Welt, dass „…angesichts der vielen Herausforderungen, denen die Menschheit derzeit gegenübersteht und die die Zukunft noch bereithält, Bildung ein unentbehrliches Kapital birgt, um die Ideale von Frieden, Freiheit und sozialer Gerechtigkeit erreichen zu können. Zum Abschluss ihrer Arbeit bekräftigt die Kommission [UNESCO Internationale Kommission Bildung für das 21. Jahrhundert] ihre Überzeugung, dass Bildung eine herausragende Rolle in der personellen und sozialen Entwicklung spielen muss. Die Kommission sieht Bildung dabei aber nicht als eine Art Wundermittel oder Zauberformel, mithilfe derer das Tor zu einer Welt geöffnet werden kann, in der sämtliche Wunschvorstellungen problemlos erreicht werden können; vielmehr wird Bildung als eine der wichtigsten verfügbaren Formen beschrieben, um die Entwicklung eines Menschen grundlegend und harmonischer zu gestalten und zugleich Armut, Exklusion, Unwissenheit, Unterdrückung und Krieg entgegenzuwirken.“ (Jacques Delors in „Lernfähigkeit. Unser verborgener Reichtum.“)

Die Europäische Kommission veröffentlichte im Jahr 2000 ein Memorandum über intergenerationelle Bildung, welches eine umfassende Debatte über Möglichkeiten einleiten sollte, wie der Zugang zu Bildung erleichtert werden könne, und setzte ein Jahr darauf in ihrer Mitteilung „Einen europäischen Raum lebenslangen Lernens schaffen“ klare Ziele für die EU-Mitgliedsstaaten, indem sie Erwachsenenbildung in den Fokus des neuen Europas stellte. Es wurden politische Maßnahmen zur Förderung einer Wissensgesellschaft unternommen, welche kontinuierlich weiterentwickelt werden und in denen soziale Verantwortung, kulturelle Vielfalt und Bürgerbeteiligung zentrale Rollen spielen. Unter den politischen Entscheidungsträger sowie in der Zivilgesellschaft wurde unablässig daran gearbeitet, die Verbindung von Bildung zu Wohlstand, Zugangsmöglichkeiten zu sozialer Sicherung, dem Wohlergehen der Umwelt und zu Solidarität zu verstärken. Infolgedessen wurden auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Möglichkeiten zur Teilhabe an lebenslangem und lebensumspannendem Lernen maßgeblich zu erweitern.

Mehr als ein Jahrzehnt später, in Zeiten einer großen wirtschaftlichen Krise, deren Folgen wie Sparmaßnahmen und Arbeitslosigkeit sich auf die Entwicklung der Menschen und der Gesellschaft auswirken, kommt es zu einem Paradigmenwechsel. Der Wert von Bildung für die Sicherung der Ziele der EU 2020, nämlich intelligentem, nachhaltigem und integrativem Wachstum, wird deutlich. Man macht sich Bildung richtigerweise ein weiteres Mal zunutze, als Lösung für die aus dem Wirtschaftsrückgang entstehenden Probleme von Arbeitslosigkeit und Armut. Der strategische Rahmen für die Allgemeine und Berufliche Bildung (ET 2020) steckt Ziele, zu denen nicht nur die Verwirklichung der Konzepte lebenslangen Lernens und Mobilität gehören, sondern auch die Förderung von Kreativität, Innovation und Unternehmergeist, um auf wirtschaftliche Herausforderungen zu reagieren, die sich uns als Folge der Wirtschaftskrise stellen. Doch diese Vorgehensweise wurde nicht ausschließlich entwickelt, um Personen für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren: Allen voran sind die Förderung von Gerechtigkeit, sozialem Zusammenhalt und aktiver Bürgerschaft die obersten Ziele der ET 2020.

Ebenso wie die ET 2020 zielt auch die Initiative „Neue Kompetenzen für neue Beschäftigungen“ darauf ab, zukünftig benötigte Kompetenzen besser vorhersehen zu können, um die Passung zwischen vorhandenen Kompetenzen einerseits und dem Bedarf auf dem Arbeitsmarkt andererseits zu optimieren und so die Kluft zwischen dem Arbeits- und dem Bildungsbereich zu überbrücken.

Auch in der Mitteilung „Bildung Umdenken“ wird richtigerweise hervorgehoben, dass die Stärkung von Partnerschaftlichkeit und Flexibilität für die Modernisierung der Bildung in Europa unentbehrlich ist. Indem die Flexibilität und die Bedeutung von Lernprozessen gesteigert werden, wird auch eine effizientere Nutzung vorhandener Ressourcen möglich. Hierzu sollten Flexibilität und Partnerschaftlichkeit auf und zwischen sämtlichen Ebenen der Gestaltung und Umsetzung von Politik (national, regional, lokal), zwischen öffentlichen wie privaten Akteuren, sowie in allen Lernkontexten und Lernformen, wie in der vorschulischen Bildung, in Schulen, in der beruflichen Bildung, der höheren Bildung sowie in der Erwachsenenbildung, gefördert werden. Doch aufgrund des Dranges, das berufliche Können zu vervollkommnen, sowie durch die rasanten Veränderungen des Arbeitsmarktes, stehen die Schulsysteme unter großem Druck. Durch eine enge Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Bereichen, sowie ehrenamtlichen und gemeinnützigen Bereichen, lassen sich private Ressourcen mobilisieren und die Kosten des Lernens aufteilen, was besonders wichtig ist, wenn es darum geht, gefährdete und benachteiligte Personengruppen für Bildung und Weiterbildung zu gewinnen und niederschwellige, zielgerichtete Unterstützung anzubieten. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit und Partnerschaft bedarf jedoch einer gemeinsamen Sichtweise der unterschiedlichen Beteiligten, wobei oftmals Beratungsmechanismen nötig werden und Zuständigkeiten aufgeteilt werden müssen. Zur Verwirklichung dieses Ansatzes müssen insbesondere Strukturen geschaffen werden, die die Anschlussmöglichkeiten an ganzheitliche Lernangebote verbessern, indem Lernstoff auf neue Weise vermittelt wird, durch Orientierung am Lernenden und durch effektive Öffentlichkeitsarbeit.

Und schließlich stellte der Report „Aktives Altern und intergenerationelles Lernen“, welcher aus einer eingehenden Analyse des generationenübergreifenden Lernansatzes auf Europaebene hervorgeht, eine Reihe an Empfehlungen für die Europäische Kommission sowie für politische Entscheidungsträger im Allgemeinen auf. Hierzu zählen: Die Dringlichkeit, generationenübergreifendes Lernen ins Zentrum derjenigen politischen Maßnahmen zu stellen, die dazu dienen sollen, die Ziele des strategischen Rahmens für die europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung (ET 2020) zu erreichen sowie die Tatsache, dass generationenübergreifendes Lernen in erster Linie absichtsvoll und nicht ausschließlich durch informellen Austausch geschieht und, dass es häufiger stattfinden kann, wenn die Kooperation zwischen Bildungs- bzw. Ausbildungseinrichtungen und der breiten Gesellschaft gestärkt wird.

Dieses Memorandum greift die wesentlichen Aspekte der oben aufgeführten politischen Dokumente, Berichte und Mitteilungen auf. Es soll zu einer europaweiten Debatte darüber anregen, wie eine flächendeckende Vorgehensweise gestaltet werden kann, um den Ansatz generationenübergreifenden Lernens auf individueller wie institutioneller Ebene, sowie in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens, im Hinblick auf wirtschaftliche, politische, soziale und kulturelle Dimensionen umzusetzen.

3 Der Artikel wurde für das Europäische Netzwerk für Intergenerationelles Lernen, Marseille, 2013, verfasst.

Schlüsselbotschaften

Nach Androula Vassiliou definiert die Europäische Kommission generationenübergreifendes Lernen als jede zielgerichtete, allen Beteiligten nutzbringende Lerntätigkeit zwischen Personen aus mindestens zwei verschiedenen Generationen, die regelmäßig oder gelegentlich stattfindet und deren Ziel es ist, den Wissenshorizont, die Fähigkeiten und Kompetenzen der Beteiligten zu erweitern. Dies ist die Arbeitsdefinition, wie sie zunächst vom europäischen Netzwerk für intergenerationelles Lernen aufgestellt und als Ausgangspunkt für Diskussionen und Vorgehensweisen in den Entwurf des Memorandums über generationenübergreifendes Lernen aufgenommen wurde. Generationenübergreifendes Lernen ist demzufolge nicht lediglich ein Aspekt von Bildung und Ausbildung; vielmehr kann es zum Leitprinzip für Bildungsangebote und Teilhabemöglichkeiten in sämtlichen Lernkontexten werden. Ähnlich wie es nach 2000 mit dem Konzept des lebenslangen Lernens der Fall war, könnte man im kommenden Jahrzehnt die Umsetzung auch dieser Vision erleben. Wenn wieder entsteht, was bis vor einiger Zeit noch die Regel war: Nämlich verschiedene Generationen, die in unterschiedlichsten Kontexten dauerhaft und nachhaltig voneinander lernen und Lern- und Entwicklungsprozesse eigenverantwortlich gestalten. Chancengleichheit sollte ausnahmslos für alle Bürgerinnen und Bürger in der europäischen Union bestehen, damit diese den Anforderungen, die sich aus den Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft ergeben, erfolgreich begegnen können, damit sie Europas Zukunft aktiv mitgestalten können und jeder Mensch im Geiste von Solidarität und gemeinsamer Entwicklung von den Kenntnissen und Fähigkeiten seiner Kollegen profitieren und zugleich seine eigenen Kenntnisse und Fertigkeiten mit ihnen teilen kann. Jeder EU-Bürger muss sein Recht auf Bildung und auf Weitergabe seines Wissens wieder wahrnehmen, die Chance nutzen, auf bereits Gelerntes aufbauen zu können, in verschiedenen Lebenskontexten und –phasen erworbene Kompetenzen und Qualifikationen miteinander verknüpfen, um so innerhalb wie außerhalb offizieller Bildungs- und Ausbildungskontexte seine Kompetenzen und Kenntnisse aus den Lebensbereichen Freizeit und Arbeit zu verknüpfen. Dies soll nicht ausschließlich durch die Initiative politischer Entscheidungsträger geschehen, sondern partnerschaftlich, durch aktive Teilhabe und Initiative des privaten Bereichs, der Gemeinden, des Freiwilligensektors – und des Einzelnen.

Angesichts der Folgen eines solch grundlegenden Wandels von Perspektiven und Methoden ist eine Diskussion, wie sie hier angeregt wird, durchaus angebracht und notwendig. Das Europäische Netzwerk für Intergenerationelles Lernen (ENIL) wird seine Mitglieder und Angehörigen sowie Beteiligte auf europäischer Ebene und aus Mitgliedsstaaten, die Verantwortung für die jeweiligen Bildungs- und Ausbildungssysteme tragen, dazu auffordern, an dieser Debatte teilzunehmen. Für Anfang 2014 ist dann die Erstellung eines Berichtes geplant, in welchem ENIL die Ergebnisse dieser Debatte aufgreifen wird.

Die folgenden sechs Schlüsselbotschaften bilden einen strukturierenden Rahmen für Debatte darüber, wie intergenerationelles Lernen in die Praxis umgesetzt werden kann. Sie resultieren aus Praxiserfahrungen, die im Rahmen von Projekten innerhalb von Gemeinden gemacht wurden und die durch die Forschungen des Europäischen Netzwerks für intergenerationelles Lernen auf europäischer Ebene gesammelt werden konnten, sowie auf den Arbeitsergebnissen des Europäischen Jahres des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen (2012). Jeder Schlüsselbotschaft sind Fragen nachgestellt, deren Antworten hilfreich sein dürften, um die Bereiche zu identifizieren, in denen vorrangig Handlungsbedarf besteht.

Botschaft 1

Generationenübergreifendes Lernen ist ein flexibles Mittel, um die Teilhabe an lebenslangen Lernprozessen universell und dauerhaft zu ermöglichen, sowie um die zur aktiven Teilhabe an der europäischen Gesellschaft notwendigen Fertigkeiten zu erwerben, aufzufrischen und weiterzugeben.

Zu beantwortende Fragen:

  • —Wie kann intergenerationelles Lernen dazu beitragen, den derzeit bestehenden Druck auf das Bildungsbudget zu verringern?
  • —Wie kann intergenerationelles Lernen die inhaltliche und organisatorische Lehrplangestaltung in den unterschiedlichen Bereichen hinsichtlich partnerschaftlicher Zusammenarbeit beeinflussen?
  • —Wie können Akteure im privaten Bereich, im Rahmen der Gemeinde und im Bereich der Freiwilligenarbeit dafür gewonnen werden, an generationenübergreifenden Lernprozessen teilzunehmen und dabei ihre Fertigkeiten und Kompetenzen aufzufrischen?

Botschaft 2

Intergenerationelle Lernprozesse können besonders mitten im Leben der Lernenden stattfinden, wodurch Zugangsbarrieren gesenkt werden können, denn es nehmen Angehörige unterschiedlicher Generationen aus derselben Familie, der gleichen Nachbarschaft oder derselben Arbeitsstelle teil. Zwar müssen neue Strukturen und Vorgehensweisen entwickelt werden, doch können auch bereits bestehende Strukturen durch Kooperationen nutzbar gemacht werden.

Zu beantwortende Fragen

  • —Welche Projekte und Vorkehrungen bestehen bereits, die in diese Richtung gehen und als Beispiele für eine gelungene praktische Umsetzung dienen können?
  • —Welche Anreize können gegeben werden, um unterschiedliche Initiativen zur Förderung der Zusammenarbeit und des Austausches bewährter Praktiken auf unterschiedlichen Ebenen, einschließlich der transnationalen Ebene, zu ermutigen?

Botschaft 3

Intergenerationelles Lernen kann gewährleisten, dass Europas wichtigstes Gut, nämlich seine Bevölkerung, dazu beitragen kann, seine Wirtschaft wieder in Gang zu bringen und einen erhöhten Lebensstandard für jeden zu schaffen, indem jeder Bürger darin bestärkt wird, durch seine Kenntnisse, Fertigkeiten und seine Zeit den Kompetenzpool Europas zu erweitern, welcher auch des Unternehmergeists und der sozialen Verantwortung bedarf.

Zu beantwortende Fragen

  • —Wie können die spezifischen Kompetenzen von jungen Menschen in Berufsausbildungsprogramme einbezogen werden, die sich am Arbeitsplatz ausrichten? Wie können Arbeitgeber dazu angehalten werden, die Förderung von unternehmerischer Initiative zu unterstützen?
  • —Wie kann die Verschiebung des Renteneintrittsalters mit dem Neuentwurf zur Ausbildung von Arbeitskräften verbunden werden? Würden die Reaktionen von Wirtschaft und Gewerkschaften positiv ausfallen?
  • —Inwiefern bieten die Arbeitgeber bereits Modelle, Zeit und Flexibilität für die Teilnahme an intergenerationellen Lernprozessen?

Botschaft 4

Durch intergenerationelles Lernen können die Zeit und die Ressourcen freiwillig Tätiger effizient genutzt und so die Belastung des öffentlichen Haushalts verringert werden, insbesondere im Hinblick auf Pflege und Sozialabgaben.

Zu beantwortende Fragen

  • —Wieviel von der derzeit bereits von Freiwilligen geleistete Arbeit könnte als flexibler Lernweg gesehen und formal als Ausbildung und Karriereweiterentwicklung anerkannt werden?
  • —Ist eine Rückkehr zum Modell gegenseitiger Pflege in der Bevölkerung wünschenswert?

Botschaft 5

Intergenerationelles Lernen kann als Basis dienen, um Generationen mit unterschiedlichem ökonomischen Status und verschiedenen wirtschaftlichen Bedürfnissen zu einem Austausch von Wissen und Kompetenzen zusammenzuführen und birgt gleichzeitig Möglichkeiten gegenseitiger Unterstützung in anderen Lebensbereichen, beispielsweise in Form von generationenübergreifenden Wohnformen oder im Bereich der sozialen Wiedereingliederung.

Zu beantwortende Fragen

  • —Wie lassen sich gegenseitig förderliche “Lernpartnerschaften” zwischen älteren und jüngeren Personen sicher und effizient gestalten, sodass ältere Menschen sich der Idee öffnen könnten, vorhandenen ungenutzten Wohnraum für junge Menschen oder Familien, die in Wohnungsnot sind, bereitzustellen?
  • —Müssten Wohnraumförderungsmaßnahmen um die intergenerationelle Dimension erweitert werden?

Botschaft 6

Intergenerationelles Lernen kann es Personen erleichtern, die Balance zwischen Arbeits- und Familienleben herzustellen, indem es Möglichkeiten schafft, um gemeinsam in Gruppen in den unterschiedlichen Kontexten(Familien, Gemeindegruppen, Vereine)  zu lernen, und das, ohne unmittelbare Lernergebnisse zu erwarten; so können sich die Teilnehmenden auf qualitative Freizeitgestaltung konzentrieren.

Zu beantwortende Fragen

  • —Wie könnten Methoden intergenerationellen Lernens Familien dazu anregen, die Zeit miteinander als Familie sinnvoll zu nutzen?
  • —Ist es durch intergenerationelles Lernen möglich, Personen aller Altersgruppen im Prozess des lebenslangen Lernens zu unterstützen (Weitergabe von Kompetenzen und Haltungen zwischen den Generationen)?

Generationenübergreifendes Lernen durch Zusammenarbeit in die Praxis umsetzen

Die Debatte, welche dieses Memorandum auslösen soll, wird zu einem besonderen Zeitpunkt stattfinden, nämlich zeitgleich mit der Bewilligung und Einführung der neuen Finanzierungsprogramme für Bildung Forschung und Kultur. Obwohl bisher keine flächendeckenden, kohärenten Strategien entwickelt worden sind, um intergenerationelles Lernen in der Praxis umzusetzen, so wurde doch bereits zahlreich belegt, dass für die Umsetzung jedweder bildungspolitischen Maßnahme extrem viele partnerschaftliche Kooperationen nötig sind. Durch die neuen Förderprogramme eröffnen sich reale Gelegenheiten, um Partnerschaften einerseits zwischen Ministerien und Behörden und andererseits auch zwischen privaten und sozialen Partnern zu gestalten, wodurch öffentlich-private Initiativen ausgebildet werden können.

Effektive Zusammenarbeiten meint im Gegensatz zu vielen anderen Fällen hier aber, noch mehr Anstrengungen zu unternehmen, um Brücken und Übergänge zwischen den einzelnen Teilen der bestehenden Systeme zu gestalten und statt eines lernerzentrierten Konzepts eher einen individuums-zentrierten Ansatz zu entwickeln, bei welchem das Individuum Lernender und Lehrender zugleich ist; zwei Rollen, die – zumindest im Bildungs- und Berufsbildungsbereich – derzeit weitgehend getrennt werden. Da die Verantwortung für Lernprozesse – die eigenen sowie die der anderen Beteiligten – vom System auf das Individuum übertragen werden, wird die Debatte über die oben angeführten sechs Schlüsselbotschaften noch untermauert.

Die Ergebnisse der Diskussion, welche Anfang Dezember 2013 stattfindet, werden zum einen zur Festlegung von Schwerpunkten und Richtungen für das Europäische Netzwerk für Intergenerationelles Lernen herangezogen, zum anderen wird mit diesen Erkenntnissen das Memorandum über generationenübergreifendes Lernen abgeschlossen, welches als überzeugendes Dokument für intergenerationelles Lernen Anfang 2014 dem Europäischen Parlament sowie der Europäischen Kommission zur Erörterung vorgelegt werden wird.